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Das hier ist die Fortsetzung einer "Reha" eines Schlaganfalls

Der Beginn der "Geschichte" steht hier. Denn angefangen hatte es am 25. Februar 2016 um ca. 14.30 bis 15.oo mit einem geplatzten Gefäß im Schädel - man nennt es auch "Schlaganfall" oder auf Englisch "Stroke".
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Sonntag 30.10.2016 - Besuch bei(m) Sonnenschein im Kurpark

na endlich - im Leben angekommen

Nochmal zu gestern : Die Stimmung steigt und die Zuversicht steigt auch, daß der Alptraum bald vorbei ist. "Jetzt kann ich wieder Autofahren." war der sichtlich erleichterte Kommentar. -

Heute : Bei solch schönem Herbstwetter bot sich der Kurpark vor der Tür geradezu an. Und auch das geht zum großen Teil schon auf 2 Beinen. So wurde der Rollstuhl wie ein Rollator geschoben und ich hatte den Stock getragen, mit dem wir dann im Kurpark auch ein paar Meter gegangen sind - so lange eben, bis die Kondition nachließ. Das (nicht gestellte) Foto zeigt - "im Leben angekommen".
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Gert hat gesagt, ich soll den Stock loslassen.

Montag 31.10.2016 - 15m ohne Stock und ohne Hilfe ... es geht also ....

Das "Licht am Ende des Tunnels" wird immer heller. Er kann ganz langsam ohne Stock gehen, nicht immer, also je nach Tagesform, aber ein Anfang ist gemacht.

Das Foto ist natürlich gestellt. Wir hatten bereits eine ganz große Runde gedreht und da wird die Kondition / Kraft der Beinmuskeln weniger.
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Anfang Nov. 2016 - die Normalität kommt zurück

Jetzt kann er ganz ohne Hilfe - also nur begleitet durch eine Begleitperson, die auch nur im Notfall zu Hife kommt - mit diesem 4-füßigen Stock mehrere hundert Meter weit gehen, ohne daß die Beine - also vor allem das immer noch schwache linke Bein - versagen. Das gibt Mut und Selbstvertrauen.

Sonntag der 13. 11. - Fahrt nach Frankfurt

Seine Freunde in Wiesbaden hatten ihn eingeladen, ihn zu einem seiner ältesten Freunde Volker nach Frankfurt zu bringen und gemeinsam in einem exotischen Restaurant zu speisen.

Und es hatte geklappt, ohne jegliche Probleme mit Einsteigen und Aussteigen - ich war nämlich absichtlich nicht dabei, er sollte es jetzt alleine "meistern".
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November 2016 - zu ehrgeizige Ziele und Pech

Bei dem gewohnten Griff zum Mobil-Telefon ging es diesmal vermutlich zu schnell und schwups, war er aus dem Rollstuhl rausgerutscht. Das hatte das linke Knie sehr übel genommen. Irgend etwas im Knie scheint jetzt überdehnt zu sein. Bei unserer versuchten Notfall-Übung, das Aufstehen vom Boden zu üben, um solchen "Events" vorzubeugen, waren wir auch etwas zu euphorisch, es hatte nämlich nicht funktioniert und somit war das Gehen am Hilfsstock nahezu unmöglich. Das ging fast eine Woche lang mit deftigen Schmerzen einher. Und somit haben wir in der letzten November Woche wieder ganz langsam angefangen, gehen zu üben.
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Dezember 2016 - es geht wieder voran

Nach der ersten initialen Runde oben vor der Tür im langen Flur haben wir am 1.12 bereits 2 volle Runden mit und ohne Stock gedreht und am 2.12 sogar 3 Runden teilweise sogar ohne Stock - nur mit den Handläufen im Gang - von Tür zu Tür.

Und heute am Samstag dem 3.12 sind wir nach einer Proberunde oben im Flur runter auf die Straße gegangen und einmal ganz ums Haus herum, und das bei nahezu 0 Grad. Auch das Anziehen des Pullovers bekommen wir nun ohne Pfleger hin. Die wissen ja genau, wie man das macht, wir jetzt auch.
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Kuchen und Pizza - das war wirklich lecker
und er war immer dabei

Montag 12. Dez. 2016
Ein Nachmittag außer Haus

Die langjährige Freundin Nora hatte eingeladen und wir sind für etwas mehr als 6 Stunden dem Umfeld des Seniorenheims "entkommen".

Dort in deren privatem Haus gibt es nicht nur 2 grüne Papageien und einen schwarzen recht großen und dazu ganz lieben Hund, es gibt auch ganz viel Grün in allen Fenstern und das motiviert ungemein. Seit langem haben wir wieder mal über Stunden gelacht und die ganzen Probleme der letzten Monate vergessen lassen.

Der Kuchen war hervorragend, der Kaffee auch und sogar das mit der Toilette hat trotz des Handicaps mit der linken Hand ganz normal funktioniert. Die Pizza am Abend ließ die forgeschrittene Zeit vergessen und so standen wir um Punkt 20.00 Uhr im Seniorenheim vor veschlossenen Türen. Mit etwas Glück bekamen wir aufgemacht und haben seitdem einen eigenen Schlüssel.
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Donnerstag der 15.12 - mir war der Kragen ist geplatzt

klicken Sie mal auf das Bild - in voller Schönheit

Also "mein" Kragen ist mir geplatzt, weil es jetzt zum mindestens 5. Male ein dreckiges Tischtuch an einem dreckigen Tisch mit einem versifften Teppich unter dem Tisch gab. Wir haben heute Donnerstag und das Tischtuch mit diesen ekeligen Flecken liegt so jetzt seit Montag Abend auf dem Tisch. Es kommt zwar eine (saubere) große Papierserviette quer drüber, doch die Kaffee- oder Tee-Flecken sind absolut unübersehbar auf dem nicht abgedeckten Teil des Tischtuches und aus meiner Sicht Appetit abregend bis ekelig.

Ich habe heute (etwa 1 mal im Monat mache ich das) als Gast ein Gast-Mittagessen für 5,50 Euro mitbestellt, um selbst zu beurteilen, wie das Essen schmeckt. Die Beurteilungen der anderen (Mit-) Bewohner einschließlich meines Patienten sind - aus meiner Sicht - oftmals sehr (eigentlich zu ... ) subjektiv und ich fand das Essen heute wohlschmeckend und absolut in Ordnung.

Dennoch, das mit den ausgefransten und viel zu oft mehrtägig großflächig bekleckerten Tischdecken ist so überhaupt nicht in Ordnung. Der Gast bzw. Bewohner darf sich beim Essen nicht ekeln. Was mir auch sehr zur denken gibt, viele der älteren Mitbewohner trauen sich nicht mehr, ihre Kritik und Mängel anzubringen.

Ich habe heute den Mitarbeitern sowie der Rezeption (übrigens zum wiederholten Male) "zur Kenntnis gebracht" (mein Patient ist nämlich Volljurist und bringt mir so nach und nach auch das Juristendeutsch bei), daß es so nicht weiter geht. Also mal sehen, was jetzt passiert.
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Donnerstag der 15.12 - Nachtrag - einfach mal Einkaufen gehen

Das hatte ich ganz vergessen, wir waren heute "einfach mal so" bei einem Discounter mit dem A... vorne dran einkaufen, um herauzufinden, wie das früher war und wie es wieder gehen kann. Der Weg vom Auto / Parkplatz bis einmal durch den Laden und zurück - samt Anstehen an der Kasse - war erfreulich und motivierend. - Weiterhin hat der Patient jetzt einen anderen neuen und sauberen Tisch direkt am Fenster des Speisesaals bekommen, richtig sauber und mit Ausblick in den Garten.
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22.12.2016 - Eine Woche später im Groß-Markt

Es war fast 1 Km und die Luft ist jetzt raus - nur noch bezahlen und dann nachhause

Nach den diversen Übungs-Rundgängen in der 3. Wohnetage wie auch wieder ganz unten im Keller geht das mit dem Gehen wieder etwas besser. Wie der Rückfall zustande kam, ist mir immer noch nicht klar. Wir mußten die etwas zu ehrgeizigen Ziele korrigieren und hatten heute einen ersten ausführlichen Rundgang durch einen Großmarkt auf der grünen Wiese angegangen.

Der Trick dabei war, daß der Patient aufgrund der lange vermissten vielfältigen Eindrücke die große Wegstrecke nicht so richtig mitbekam. Es waren wirklich ganz viele Meter, denn dieser Super-Markt ist wirklich riesen groß. Natürlich haben die Beine das gemerkt, da hat ja die Ausdauerübung bislang gefehlt.

Aber nachdem eine Spezialistin für die Spastik-Reha am Dienstag große Hoffnung auf Genesung verbreitet hat, ist die Laune wieder erheblich gestiegen. Jedenfalls war der Rundgang in dem Großmarkt mindestens so erfreulich wie anstrengend. Dafür war der Appetit beim Mittagessen bei leckerer Gemüsesuppe mit tollen Rindswürsten enorm. Es hat sehr gut geschmeckt.
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22.12.2016 - Nehmen und Geben - auch mal für "die Anderen"

Ein Weihnachts-Teddy für die anderen

In den Pflegeheimen ist das Verschenken von Geld nicht nur nicht erwünscht, es ist verboten. Gleiches gilt auch für das Annehmen solcher Geldgeschenke durch das Personal.

Wir haben einen geschickteren und erlaubten Weg gewählt nach dem Motto : Auch kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Als Dankeschön für die 4 Monate dort und die überaus engagierten und freundlichen Hilfen der allermeisten Mitarbeiter gibts zu Weihnachten für alle einen kleinen ganz süßen kuscheligen Teddybär.

Alle bisherigen Empfänger haben sich sehr darüber gefreut. Die 2. Lieferung mit nochmal 12 Stück kommt hoffentlich am 23.12. an und damit wir niemanden vergessen, ist die 3. Lieferung bereits bestellt (und auch die ist bereits eingetroffen).
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Wie in alten Zeiten - Weihnachten 2016 bei Freunden

Mittags gab es im Speisesaal des Seniorenheims zwar leckeres Hirsch-Gulasch, jedoch mit süßer Souce. Und das hatte den Geschmack unseres Patienten "nicht so ganz" getroffen. Abends gab es dann bei uns in Bierstadt kleine Filets mit echt amerikanischer Whisky-Steaksauce und Hähnchen-Steaks mit viel Curry, dazu Curry-Reis und Feldsalat ala Chefin und das hatte gemundet - wie selten zuvor.

Auch hatten wir mit Linlin Lee eine sehr gut Deutsch sprechende junge Dame aus China zu Gast und der Abend war einfach nur supertoll. Als Zweit-Mahlzeit gab es später jede Menge an marinierten Fisch-Leckerlies, die auch alle rundum gekostet wurden und als dann noch das Tiramisu einer Freundin der Hausherrin auf den Tisch kam, war für den Rest des Abends der Strahlemann angesagt.

Es war ein Weihnachtsabend wie aus dem Märchenbuch.
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Silvester 2016 - Neujahr 2017- 10 Monate sind jetzt rum . . .

bei Redlichs am Eßtisch
Liebe auf den ersten Blick

Große Freude zu Silvester 2016 - wieder im Leben angekommen - 10 Monate nach dem Schlaganfall. Unser Gast war Silvester bei uns eingeladen (ich hatte ihn im Seniorenheim abgeholt) mitsamt weiteren alten Freunden und es war ein sehr angenehmer Jahresausklang. Bei uns fing das mit einem guten Raclette- Essen an, währenddessen viel Zeit zum Erzählen war.

Keine Hektik, keine Eile und das über Stunden, das war erfreulich und motivierend.

Und wir hatten noch mehr Besuch an diesem Abend - Besuch mit vier Beinen. - Millie (blond - 14 Jahre alt) und Massimo (schwarz - 7 Jahre alt) genossen bei uns im Wohnzimmer die Ruhe vor den Raketen und Knallern genauso wie wir Menschen.
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Januar 2017 - weitere Fortschritte

Nachdem die Genesungsfortschritte in November und Dezember 2016 etwas gestockt hatten, geht es mit voller Kraft weiter. Im Seniorenheim wird ein hübsches Zimmer - ja beinahe ein edles Penthaus - verfügbar. Das haben wir besichtigt und als Start für Veränderungen auserkoren.

Im 6. Stock mit Blick über einen Teil von Wiesbaden läuft das Leben in eine neue Phase. Und dann war da auch noch der Geburtstag unten im Restaurant mit 12 Gästen, zu dem wir ohne Stock und ohne Hilfe zu Fuß unterwegs waren, alles in Allem ein rundrum gelungener Nachmittag.
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ein edles Appartement im Penthaus
der Geburtstag 2017 im Restaurant

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Vielleicht bin ich ja zu pingelig . . . . .

Milchkännchen 1
Milchkännchen 2
Milchkännchen 3

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aber die hier gehören nicht mehr auf den Tisch. Es kann ja mal vorkommen, daß ein Eckchen Porzellan abplatzt, aber gleich 3 auf einmal - und auf einem Tisch - (auf den anderen Tischen standen auch solche angeschlagenen Kännchen rum) ? Fällt das dort wirklich niemandem mehr auf ?
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Februar 2017- Ernüchterung

Der Umzug aus dem 3.Stock in das neue größere und vor allem helle freundliche Zimmer (sorry : Apartement) hat toll geklappt. Das Bett ist ok, die weiche Matratze auch, der Ausblick aus dem 6.Stock - Sonnenseite - ist genial, und die Sonne macht durch die Südseite richtg warm, also "fast" alles "paletti". Der Weg ins Restaurant ist jetzt etwas weiter, aber das stärkt die Muskeln.

Leider ist die Pflege in diesem Neubau deutlich schlechter als drüben im alten Haus. Es dauert (gefühlt) ewig, bis jemand kommt. Und schreit eine Nachbarin um Hilfe und es kommt über viele Minuten keiner, müssen die umliegenden Bewohner im Rollstuhl ran. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Es ist vermutlich ein anderes Betreuungs-Team.

Der beinahe schon versandete Wunsch, hier möglichst schnell wieder raus zu kommen, ist damit schlagartig wieder aufgelebt und motiviert jetzt zu deutlich mehr "Eigenübungen" mit den Händen und den Beinen.
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Febr. - Erfreulich - gehen ohne Stock - auch längere Strecken

Das funktioniert (zur Zeit) natürlich immer nur in Begleitung, denn die Balance ist ab und zu noch etwas hilfsbedürftig. Dennoch .... das Hinsetzen und Aufstehen aus ganz normalen Stühlen - sogar ohne den obligatorischen (4-füßigen) Stock - klappt inzwischen wunderbar.
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Neu im März 2017 - Gehen ohne Begleitung

Neu : Probesitzen im Chefsessel
Ein Himmelreich für eine Curry-Wurst

Seit ein paar Tagen geht der Patient ganz alleine zur Physio- therapie vom 6.Stock runter ins Untergeschoß und auch wieder zurück, ganz alleine, zwar noch mit der 4füßigen Gehhilfe, aber ohne Begleitung. Und inzwischen geht er auch alleine runter ins Restaurant zum Mittag- und Abendessen. Das zeigt, das Selbstvertrauen steigt so langsam wieder an.

Und jetzt gehen wir diese Woche einen Chefsessel kaufen, einen mit 5 rollenden Beinen und mit bequemer Rückenlehne und breiten Armlehnen und gemütlicher Polsterung zum bequemen Sitzen im Zimmer. Wenn das klappt, ist der Rollstuhl endlich obsolet - was für ein Fortschritt.

Wir waren Einkaufen, bei strömendem Regen .... im trockenen Möbelmarkt. Der rollende Chef-Sessel ist nach ausgiebigem vielfachem (mehrstündigem) Probesitzen bestellt.

Und jetzt eine Curry-Wurst - aber nur, wenn er die selbst mit beiden Händen klein schneidet. Ich habe nachdrücklich und glaubhaft versprochen (die Juristen sagen : glaubhaft versichert), ihm dabei wirklich NICHT zu helfen. Er hat genickt. Und ..... Schaun Sie auf das Bild, die Gabel hat er in der linken Hand ...... und er hat die Wurst in kleine Stücke geschnitten und sämtliche Pommes aufgegessen - lecker - und dazu ein richtiges Bier, ein Freudentag.
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Jahrestag (seit dem 14. März 2016 ist es 1 Jahr her)

Am 14. März 2016 durfte ich zum ersten Mal den Wachkoma-Patienten in der neurologischen Station des Krankenhauses sehen - also besuchen. Er war gerade aus der Intensivstation umgebettet worden. Das ist also genau 1 Jahr her.

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Ein Ausflug in den Wiesbadener Kurpark - die Natur wacht auf

Am 23. März war es so weit - wir sind zu Fuß in den Kurpark gewandert, zwar langsam, aber den ganzen langen Weg auf den eigene Beinen, sogar die leichte Steigung zum See runter und wieder rauf. Das ehemals gelähmte linke Bein hatte sich wacker "geschlagen". Dann war aber die "Puste" raus.
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April 2017 - Ostern - der neue Chefsessel ist da

Im März hatten wir gemeinsam einen komfortablen Chefsessel begutachtet und bestellt. Jetzt ist er da - und er rollt deutlich besser und leichter als der alte Rollstuhl - zur Zeit rollt er aber noch "zu leicht". Und am Oster-Montag haben wir einen neuen Rekord aufgestellt. Wir sind das Treppenhaus neben dem Aufzug "zu Fuß" !!! runter gegangen, alle 7 Etagen !!! bis in den Keller und ohne den Stock, nur auf den eigenen beiden Beinen. Und dann sind wir noch 3 Male um die lange Rampe herumgegangen, auch ohne Stock und ohne weitere Stützhilfe, nur mit Zeigefinger und Daumen das Geländer "gefühlt". Die Fortschritte kommen also schubweise.
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Der modernste Augencomputer

Mai 2017 - Langsam kommt Bewegung ins Heimleben

Wir waren zusammen beim Augen-Optiker "Optik Metz" in Hochheim und haben seine Augen mit einem der modernsten Computer-Analyzer dieser Zeit untersuchen und prüfen lassen. Nach etwa 10 Minuten waren so gut wie alle Augenwerte erfaßt und dokumentiert, eine tolle High-Tech- "Einrichtung".
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Der Schwarzwald-Bote in der Nähe von Nagold

Eine lange Reise in den Schwarzwald

Und am 13. Mai waren wir erstmalig weit weit weg in den Süden Richtung Bad Wildbad und Nagold gefahren, also etwa 250 Kilometer pro Strecke, den Geburtstag seines uralten Freundes Walter zu feiern. Selbiger hat sich außerordentlich gefreut, daß der genesende Patient das so toll "gemeistert" hatte. In der rechten Hand der tagesaktuelle "Schwarzwald-Bote".
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19. Juli 2017 - Einmal Weltuntergang in Köln und zurück

Am 19. Juli sind wir zusammen nach Köln gefahren, einmal, um ein Teil fürs Fernseh-Museum zu holen und dann, um im Krankenhaus Porz einen alten Freund von mir zu besuchen. Der Freund, übrigens ein Namensvetter meines Mitfahrers, leidet an "Sklerodermie". Angeblich ist diese extrem seltene Krankheit bis heute nicht heilbar.

Doch dann habe ich in der FAZ (FAS) jener Vor-Woche einen Artikel gefunden, wie die Mediziner das Immunsystem "resetten" wollen oder bereits können. Unser beider Besuch - mit einem lebenden Beispiel eines bereits aufgegebenen Patienten - hatte großen Erfolg, die Motivation ist deutlich gestiegen.
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Ein wirklich gewaltiges Unwetter in Köln

Anzufügen ist noch, daß an diesem Tag und genau zu unserer Zeit ein wirklich gewaltiges Unwetter die gesamte Stadt Köln samt Umfeld überflutet hatte. Der Hagel dauerte mehr als 15 Minuten und wir haben beide (im Auto) den Kopf eingezogen, so hatte es geprasselt. Und dann hatte es über 1 Stunde wie aus Eimern geschüttet. Das Wasser stand teilweise bis zu 40cm auf den Straßen, die wir leidlich geschickt umrundet hatten.

Die Unterführungen der Stadtautobahn und der Straßenbahnen waren bis oben hin (fast 3 Meter hoch ) voll gelaufen. Der Parkplatz vor dem Krankenhaus in Porz war flächendeckend etwa 30cm tief überflutet, nur eine kleine Ecke an einem etwas höher gelegenen Baum war noch verfügbar. Um 17.oo war alles total vorbei, als wenn nichts gewesen wäre. Und unser Hyundai I30 hatte vom Hagel keine einzige Beule.
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2. Aug. - Eine Rundreise durch die Möbelhäuser

Angeregt durch eine Werbeaktion von Mann Mobilia wäre eine bequeme Couch für die Gäste sicher sinnvoll. Also sind wir über Ingelheim (Möbel Schwaab) nach Hechtsheim (Möbel Martin) auf Besichtigungsreise gegangen und haben eine sehr schöne bequeme Leder-Couch probegesessen und bestellt. Und die Wege in den Möbelhäusern sind recht weit. Es galt also, eine Menge Meter zu laufen. Am Ende standen wir fast 1 Stunde im Stau - nur von Mainz nach Wiesbaden
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Montag 7. Aug. 2017 - über 200m fast ohne Stock und ohne Halt

Heute wollten wir es wissen. Geht es bereits ohne Stock und wenn ja, wie weit. Mein Patient ist mit kleinen Pausen sowohl 2 Treppen runter wie auch 2 Treppen rauf gegangen und dann bestimmt mehrere hundert Meter um diese Reha-Rampe im Keller - mit ganz weiten Schrittenlängen und am Ende kam die Krönung.

Ich habe ihn dann den Rückweg ins Appartement alleine laufen lassen, kein Stock, kein Geländer, keine Stütze unter oder am Arm, ich bin einfach nur neben her gegangen. Und es waren bestimmt 200 Meter - ein Highlight.
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Im Sept.-Okt.-Nov-2017 - Die Genesung stockt ziemlich ....

Das Zwischenlager mit den Möbeln der ehemaligen Wohnung wird so langsam geräumt
Der Patient - angeschlagen - ein trauriger Anblick

Die wundeschöne schwarze Leder-Couch ist da, aber so richtige Freude kann nicht aufkommen. Irgendwie verleitet die Rundumbetreuung zum schleichenden Faul- und Bequem- werden. Es wird ja wirklich an alles gedacht, selbst die Pillen kommen Morgens, Mittags und Abends abgezählt in Tüten - jeden Tag - pünktlich.

Zwei unerwartete Stürze im eigenen Zimmer wecken die alten Ängste wieder auf und schon war es vorbei mit dem in den letzten Wochen sowieso relativ geringen Eigen-Engagement. Das stetige Üben und Trainieren der Arm- und Beinmuskulatur fällt zemlich schwer.
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Zudem wird es Herbst und jetzt Winter und die Tage werden kürzer und natürlich sehr oft trübe. Da könnte der wunderschöne (Penthaus-) Blick über Wiesbaden eventuell hinderlich sein. Denn jetzt ist ein trüber früher Morgen sofort sichtbar, bis dann doch die Sonne hervorkommt. Vorher hatten das die vielen Bäume mit Blättern und Laub drauf optisch abgefangen. Dieser Morgen- Nebel macht sogar mir zu schaffen. Das dämpft die Laune.

Die Geschicklichkeit mit der linken Hand hat sich deutlich verbessert, die Beweglichkeit der von der typischen Spastik blockierten linken 3 Finger jedoch nur unwesentlich. Es wäre erheblich mehr Willen und Eigenantrieb notwendig, um das zu beschleunigen.
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11. Dez - Abfahrt zu einer speziellen Reha-Einrichtung

Nachdem in den letzten Monaten einige Altlasten aus vergangenen Zeiten zurückgekehrt waren, die eigentlich überwunden geglaubt waren, hat er die lange angedachte 4-Wochen Reha in einer Spezialklinik für Spastik-Folgen angetreten. Heute war die Abfahrt mit einer elend langen Stunde Wartezeit auf den Transportbus.Für 11.oo angekündigt kamen die beiden Begleiter erst um 12.15 und endlich - los gings.

Das Lächeln ist etwas gequält, weil ich es für dieses Foto provoziert hatte. Im Allgemeinen ist die Laune ziemlich darnieder, weil die Beweglichkeit der linken Hand immer noch (bzw. wieder) sehr schlecht ist.
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Jan 2018 - wieder eine Geburtstagsfeier mit Freunden

Die Anzahl der Freunde wurde natürlich weniger, der Kuchen war gut und erfreulich, die Stimmung war ebenfalls gut.
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Nur wenige Wochen danach ..... Frühjahr 2018 ... die Trennung

Bei einem unserer letzten Gespräche (im Februar 2018) sprach der Patient den Wunsch aus, jetzt nicht mehr "gesteuert" bzw. "kommandiert" zu werden und von jetzt an sein Leben selbst bestimmen zu wollen.

Was immer er im Dezember in der Kur (oder Reha) erzählt bekommen hatte, ich habe davon nichts erzählt bekommen, das habe ich natürlich respektiert und mich von diesem Tag bzw. Zeitraum komplett zurückgezogen.

Von nun an habe ich mich wieder mit Akkribie um meine ureigensten Hobbys - das sind die deutschen Museen-Seiten im Internet - gekümmert.
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Nachtrag im Feb 2024 !!!!

Nach dem Wunsch des Patienten vom Frühjahr 2018, von nun an das Leben selbst "meistern" zu wollen, hatte ich mich zurückgezogen und nur noch indirekt bzw. mittelbar den Fortgang seines Lebens mitverfolgt.

Als im Frühjahr 2020 auch bei uns in Deutschland Corona ausbrach, war der Besuch in fast allen Seniorenheimen sowieso reglementiert. Und nach dem Beginnn des Putin Kriegs in 2022 hatte ich andere Gedanken im Kopf, als mich dort im Seniorenheim weiter einzubringen.

Dann kam erstaunlicher Weise die mehrfache persönliche (telefonische) die Einladung zum 70. Geburtstag am 3. Februar 2014. Inzwischen bekam er - vermutlich von mehreren befreundeten "Seiten" - "gesteckt", was es für ein Fehler war, mich so zu verprellen. Der Patient sitzt seit Monaten wieder im Rollstuhl und kann nicht mehr frei laufen, auch nicht mit einem Rollator und schon gar nicht mehr mit seinem vierfüßigen Geh-Stock.

Das war für mich und mein damaliges Engagement eine sehr große Enttäuschung, die ich auch erstmal verdauen muß.

So weit die Geschichte aus einem Wiesbadener Seniorenheim.

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