Das ist Teil 3 der ausgelagerten Ereignisse
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(3) Montag der 6. Juni 2016 - "B-Phase" beendet + Sonnenschein
10.oo Uhr Morgens - Soeben rief der Stationsarzt bei mir Zuhause an, daß der Patient aufgrund der sehr guten Genesung und Rückbildung der Lähmungen bzw. der Fortschritte der Rehabilitation eine Etage tiefer in die sogenante C-Phase (weiterführende Rehabilitation) kommt. Die kontinuierliche Überwachung ist somit eine Stufe reduziert worden. - Und das feiern wir morgen wieder beim Eis-Essen. - Der Umzug in die Etage tiefer ist natürlich erst für den Dienstag 16.6.2016 geplant. Also bis nächsten Dienstag langweilt er sich noch bei den wirklich schwerkranken B-Phase Mitbewohnern.
Änderung : Der Umzug eine Etage tiefer soll bereits am Freitag dem 10.6. stattfinden - , während wir Nachmittags - so ist es jedenfalls geplant - die alte Wohnung "besichtigen" fahren.
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Mittwoch - die Stimmung ist gut
Heute waren die beiden Herren vom Sanitätshaus da und haben eine Armschiene mitgebracht, die den linken von Spastik betroffenen Arm mit leichter Fedekraft mehr und mehr strecken soll. Die Muskeln der Armbeuge sollen sich nicht weiter verkürzen, sondern wieder auf die normale Länge wachsen. Die linke Hand kann bereits ganz vorsichtig den Hals einer Sprudelflasche umfassen. Und heute gab es auch noch eine Menge (15 Paar) neuer wundeschöner Woll-Strümpfe, die bei C&A im Angebot sind. Ab Heute wird der Blasenkatheder nicht mehr gebraucht, er ist jetzt testweise weg. Der 3-Stunden-Ausflug am kommenden Freitag ist vom Stationsarzt auch bereits abgesegnet. Und seine Freundin aus alten Zeiten hatte selbsgemachten schwäbischen Kartoffelsalat und eigene Frikadellen (Buletten) mitgebracht, was für ein Schmaus.
Beim Essen kamen anscheinend auch eine paar "Sonderbarkeiten" mit ins Gespräch, die ihn sehr neugierig gemacht hatten.
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Donnerstag - Aufarbeitung der letzen drei Monate
Er wollte es wissen, und zwar genau und ausführlich wissen, was sich seit seinem Schlaganfall am 17. Februar wirklich ereignet hatte - welche Ärzte, welche Behörden und welche Personen beteiligt waren und welche Geschichten es zu erzählen gab und gibt. Unser Gespräch in einer hinteren stillen Ecke der Cafeteria dauerte über zwei Stunden und wurde wieder mit zwei großen Eis-Bällchen "unterfüttert". Das Gedächtnis über "das Leben davor" hat ihn also nicht verlassen, es ist alles wieder da. Mit dem rechten Fuß kann er den Rollstuhl bereits ein paar Meter selbst geradeaus bewegen, wenn ihn kein Hindernis abbremst.
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Freitag - der 10.6. - Umzug eine Etage tiefer
Wie vom Stationsarzt der Reha Station (B-Phase) vorgeplant, ist der Patient eine Etage tiefer in die Station für C-Phase- Patienten umgezogen. Und Mittags gabs bereits Hühnchen- geschnetzeltes mit Reis und leckerer Curry Souce. Sehr erfreut war er, als er von der Stationsärztin und der Schwester sowie den Pflegern wie ein alter Bekannter begrüßt wurde. Inzwischen kann er mit dem neuen leichteren Rollstuhl ganz alleine im Zimmer herumrangieren. Der Flur ist im Moment noch zu lang, aber das üben wir noch.
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Samstag - der 11.6. - gut eingelebt
In der 2.Etage ist die Betreuung jetzt weniger intensiv, entsprechend der fortgeschrittenen Genesung. Das Zimmer ist komfortabel mit Kühlschrank und eigenem Bad, dafür aber besonders ruhig (und einsam) am Ende des Flurs mit Blick auf den grünen Taunus. Die linke Hand und der linke Arm machen gute Fortschritte. Der Bewegungsspielraum beträgt inzwischen deutlich über einen halben Meter - von der Brust zum linken Knie - und auch die mittleren und der kleine Finger werden mehr und mehr beweglich. Und wie immer ist ein 250g schwerer Pfirsich Maracuja Joughurt ein Schlemmergenuß.
Besonderheiten, die auffallen
An jedem dieser hypermodernen Krankenausbetten ist eine Kabelfernbedienug mit großen Tasten - wie auf übertriebenen Seniorentelefonen - dran. Alle nur möglichen Ebenen des Betts lassen sich motorisch rauf und runter "fahren". An deren Bedienung tat er sich anfänglich recht schwer, obwohl die Tasten wirklich riesig sind (waren). Jetzt bekam er ein neues Bett mit kleineren Tasten - und - er bekam auch eine neue (Standard-) Fernbedinung für den LCD-Fernseher an der Wand - mit ganz kleinen Tasten !! . . . - Und auch hier wieder, Motivation ist alles. Nach zwei Nächten mit vielfachem "Durchzappen" aller 30 oder mehr Kabelprogramme geht das mit den kleinen Tasten - "auf einmal !!!" - super. Er kann die kleinen Tasten zielgenau bedienen, sogar in der Dämmerung. Und damit steht dem Telefonieren mit einem Handy auch nichts mehr im Weg. Das ist jetzt für Sonntag geplant.
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Sonntag 12.6. - Eine gewaltige Veränderung ist eingetreten
Der Patient hat ein (bislang inaktives) Festnetztelefon und !! ein eigenes Handy bekommen - und - er kann es jetzt auch eingermaßen komfortabel bedienen. Jetzt ist die Kommunikation mit den Freunden und der Aussenwelt wieder hergestellt. Und es gab wieder Pistazien-Eis im Cafe, der Chef des Cafes hatte es nach längerem Suchen doch noch bekommen. - Bemerkenswert ist : Die deutliche Aussprache des Patienten sowie die Klarheit und Lautheit beim Telefonieren mit dem Festnetztelefon hat sich ebenfalls nochmals verbessert. Merkwürdig ist aber, daß die Ehefrau nicht mehr ans Telefon geht.
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Das hier ist später nachgetragen worden :
Die Ehefrau ist (vermutlich bereits am Sonntag) aufgrund ständig steigender Schmerzen aus dem Senioren-Pflegeheim wieder zurück in die Palliativ-Station des Krankenhauses verlegt worden.
Dienstag 14.6. - Besuch aus ganz Deutschland
Große Freude gab es heute, als gleich zwei Freunde zu Besuch kamen und wir alle gemeinsam fast 2 Stunden in der Cafeteria plaudern konnten. Dabei wurde sogar das Abendessen (Käsebrot) nicht vermisst. Etwas weniger erfreulich war vormittags ein Anruf aus der Palliativstation des Krankenhauses, in die die Ehefrau aus dem Pflegeheim wieder eingeliefert worden war. So stehen diese Woche zwei Besuche außer Haus an, mit dem Fahrdienst.
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Mittwoch der 15.6.2016 - Besuch bei der Ehefrau
Irgendwie hatte ich geahnt, daß es heute etwas früher "los geht". Um 8.30 rief die Reha-Station an, der Eheman würde gerne "ganz ganz schnell" seine Frau besuchen wollen, die inzwischen wieder in die alte ihr bereits bekannte Palliativ-Station eingeliefert worden war. Ob ich das mit organisieren würde. Um 10 Uhr waren wir bereits im Transport-Kombi unterwegs und dieses Mal ausdrücklich alleine.
Und es funktionierte wirklich, die Eheleute konnten sich über 1 Stunde ganz alleine unter 4 Augen über alle offenen Themen ausprechen und einander den aktuellen Befund bzw. die aktuelle Lage übermitteln. Auf dem Gesicht des Ehemanns war danach eine gewisse Erleichterung zu bemerken, daß zumindest die zehrende Ungewissheit vorbei war.
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Einige "Wahrheiten" hatten ihm jedoch nicht so gefallen, denn seine Frau hatte - warum auch immer - sein Auto, die beiden kleineren Fernseher und sein neues Ehebett bereits verschenkt.
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Donnerstag 16.6. - "Besuch" der eigenen Wohnung
Heute war dann der länger geplante Besuch in der jetzt unbewohnten Wohnung. Die Betrachtung der alten Fotos aus Studienzeiten zeigte erfreulich, daß auch das gesamte Gedächtnis von vor 50 Jahren bis jetzt (fast) vollständig wieder da ist. Eine ganz normale Vergesslichkeit ist sowieso da. Das die Treppe hinauf Tragen in der "Sänfte" zeigte dann auch, daß diese Wohnung als Wohnperspektive doch nicht mehr geeignet ist. Ein Aufzug müsste es schon sein.
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Freitag Samstag - die Stimmung ist recht gut
Und wieder bekam der Patient am Samstag von Nora etwas gekocht und hat es mit Freude vertilgt. Und mit etwas Drängeln meinerseits hat er danach auch noch die beiden mit Käse und Wurst lecker belegten Schwarzbrote vollständig gegessen. Er sieht den Fortschriftt an allen Gliedern und hilft jetzt selbst mit. Das ist sehr erfreulich. Auch das Gespräch über seine Zukunft mit der Finanzbetreuerin am Freitag - über eine Stunde lang - war sehr ergiebig.
Am Montag sollen 12 Jogginghosen per Post kommen und am Samstag Abend gab es bei C&A Jogging Jacken mit viel mehr Rabatt als sonst. Die weiterhin beiden gekauften Jacken - zu diesem Preis - haben ihn (am nächtsten Tag) sichtlich erfreut.
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Sonntag 19.6. - Mit List und Trick "eingefangen"
Heute am Sonntag war das Mitagessen - wieder nur im eigenen Zimmer - leidlich, aber ok und er hat sich über meinen Besuch sehr gefreut. Aber wie immer, das Pistazien-Eis lockt stärker.
Auf dem Weg runter ins Cafe hatte ich bereits früher die rechte Fußstütze am Rollstuhl nicht mehr angebracht, sodaß er mit dem rechten Bein sowohl den Vortrieb (und auch den Rückwärtsgang) wie auch die Lenkung selbst übernehmen konnte (mußte), wenn ich hinter ihm einfach nicht mehr geschoben habe. Und es klappt. Er rangiert mit zunehmender Feude in seinem Zimmer herum und heute sogar fast ganz bis ins Cafe. Ab und zu hängt er mal fest, doch das klappt jetzt immer besser.
Und jetzt, nachdem er mir gezeigt hat, wie weit er mit dem linken !!! Bein und Fuß !! bereits geübt hat, habe ich ihm die linke Fußstütze auch "weggenommen" - geklaut. Und siehe da, der Vortrieb des Rollstuhls geht so ganz langsam mit beiden !!! Beinen. Das werden wir morgen weiter üben.
Dienstag - symbolisch auf die eigenen Beine gestellt
Heute Mittag ist der Patient ganz alleine ohne Hilfe vom 2. Stock alle Gänge entlang - bis in den Aufzug und im Erdgeschoß dann bis zur Eistruhe - !! ganz alleine !! rangiert bzw. gerollt. Auf dem Rückweg habe ich natürlich etwas (mit-) geholfen, damit nicht ein Muskelkater die gute Stimmung verleidet. Auch sei er während der Physiotherapie ganz langsam auf beiden Beinen an der Wand entlang "geschlichen". Jetzt sieht man die Motivation zur Eigenleistung bei der Gesundung in seinen (leuchtenden) Augen, er will da raus, sobald wie möglich.
Und Abends kurz vor 19 Uhr gab es ganz unerwartet als "Nahrungsergänzung" zu dem nicht ganz so beliebten Wurst/Käsebrot zwei Salatschüsseln mit frischem Wurstsalat, Nudelsalat und Gurkensalat aus der Rewe Salatbar als Belohnung. Das kam richtig gut an. Wenn jetzt noch die Deutschen das Fussballspiel gewinnen ......... ist die Welt wieder in Ordnung.
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Mittwoch - nur schlechte Nachrichten
Bei der Ehefrau seien die Metastasen nicht zum Stillstand gekommen. Sie wandern langsam weiter. Es sähe nicht gut aus, heißt es. Der Eheman möchte sie schnellstens nochmal besuchen, in vollem Bewußtsein, daß das nicht sehr erfreulich enden könnte.
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Donnerstag - der 23.6.2016 - "Tag der Wahrheit"
Nicht nur in England, auch hier war heute der Tag der Wahrheit. Der Ehemann wollte seine sehr kranke Ehefrau noch einmal besuchen, da sie ja nicht mehr ans Telefon gegangen war. Wir sind also mit dem Fahrdienst von der REHA-Klinik in die Palliativstation gefahren. Wie er mir danach erzählte, hat sie anfänglich geschlafen und dann eine Stunde lang auf keine seiner Fragen geantwortet und auch sonst nichts (mehr) gesagt, seine Anwesenheit aber dennoch bemerkt. Nach meinem Wissen ähnelt das einem Wachkoma und das sei auf die "extrem wirksamen Schmerzmittel" zurückzuführen. Jeder kann sich jetzt selbst denken, was das für einen Krebspatienten bedeutet. Und ganz nebenbei war es einer der heißesten Tage dieses Sommers.
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Freitag - es wurde noch heißer als gestern
Bei diesen extremen Temperaturen - jedenfalls für uns Mitteleuropäer - ist meine Mobilität arg gebremst. So bin ich erst Abends nach dem Gewitter in die REHA Klinik gefahren, habe aber vorher eine kräftige Portion Salate am Salatbuffet eingeladen und dazu noch eine zweite kräfiige Portion eiskalter Melonen-Stücke, sogar 4 Sorten. Damit konnte natürlich das diesmal leckere Körnerbrot in der Klinik nicht mithalten. Ich habe ein Stück davon gekostet, das Körnerbrot war wirklich lecker.
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Samstag Sonntag - und 4 Liter Cola und Fernsehen
Dieses Wochenende ist ausgebucht mit 2 x 24 Stunden Fernsehen. Damit das klappt, habe ich 2 2-Literflaschen Cola mitgebracht und das scheint zu reichen.
Montag - die Reha macht Fortschritte
Außer daß heute massenweise Besuch da war, gab es ein 15 Minuten Training am medizinischen Fitnesss-Fahrrad mit elektronischem Display. Das Dislay zeigt die Kraft der beiden Beine in Prozent an, rechts kommt der Patient auf ca. 60% und links bereits auf über 20%. Das linke Bein war bis vor etwa 6 Wochen noch fast gelähmt. Und jetzt radelt er schon. Auch der lange Weg mit dem Rollstul bis runter ins Cafe wird mit einem Bein und der rechten Hand autark gemeistert.
Die ganze Woche - Fussball und Fussball und Fussball
In dieser Woche gab es fast nichts wirklich Besonderes, außer daß die Reha nochmals verlängert würde und pro Tag sogar 3 Terapien angesetzt wurden. Die Bewegungsterapie wirkt toll, die ganz Motorik wird immer besser. Auch die Sprache sei nach den Aussagen seiner langjährigen Freunde deutlich besser als vor dem Schlaganfall im Februar und das ist erstaunlich. Das Abendbrot mit Wurst und Käse sei immer dasselbe, nun ja ..... In der Salatbar bei Rewe gibt es sogar kleine Buletten mit scharfer Souce und Nudelsalat, das paßt dann wieder zum Aufheitern.
Samstag - Nora kocht Gulasch
Als er gefragt wurde, was er sich wünsche, hieß es Gulasch. Und das gabs heute Abend. Nora hatte wieder mal ganz lecker gekocht. So hat das Gesicht über eine hable Stunde lang freudig gestrahlt. Als dann Deutschland am späten Abend das Fußballspiel gewonnen hatte, war ich aber nicht mehr dabei.
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